Wage den Schritt in eine andere Welt

Erlebe Finnlands wilde Natur – und auch etwas von der verborgenen Wildheit in dir

 

Ein Lagerfeuer gehört dazu, um am Übernachtungsplatz wirklich anzukommen.

Das Ablegen vom Startplatz ist der Schritt von der bekannten Welt hinein in eine bislang noch unbekannte Welt.

Kaum einer von uns war schon einmal mehrere Tage in der Wildnis unterwegs. Hier in Karelien, nahe der Grenze zu Russland, kann man das hautnah erleben. Unterwegs in eine Welt, in der wir an keine Orte, an keine Supermärkte und keine Gaststätten kommen. Wlan gibt´s keines. Brauchen wir auch nicht. Im frischen Wind und auf dem klaren Wasser, im kühlen Wald und auf warmen Felsen finden wir das wahre Leben. In die Wildnis zu gehen und dort ein paar Tage zu leben führt auch dazu, zu sich selbst zu finden.

Diese Typ von Hütte nennt man Grillkotha. Man kann darin auch bei Regenwetter am Feuer sitzen.

In dieser Wildnis herrscht kein Chaos, sondern alles lebt voneinander und miteinander. Die Natur produziert auch keinen Müll, sondern alles geht wieder ein in den Kreislauf des Lebens.  Auch wir Menschen kommen aus dem ewigen Universum Gottes. Eines Tages gehen wir dorthin zurück. In Finnlands Wildnis staunen wir über die wilde Welt, die Gott geschaffen hat und in der wir ein paar Tage zuhause sein werden. Das Staunen über diese wilde, aber harmonische Welt führt dazu, nach der Unendlichkeit zu fragen. Wir werden auch auf der Insel Ilkonsaari übernachten, auf der es fünf russisch-orthodoxe Kapellen gibt. 

Brennholz liegt an den Übernachtungsplätzen bereit, ebenso ein Beil und eine Säge. Und das wird nicht geklaut. Das ist Finnland.

Ja, manchmal ist das Smartphone doch nützlich, weil es auch für die Region Karelien sehr gute digitale Karten gibt, die wir gerne verwenden. Mobilfunkempfang ist überall vorhanden, aber wir wollen weder für den Chef noch für die Schwiegermutter erreichbar sein. Meistens segeln wir nach Papierkarte und Steuerkompass und benutzen auch das Fernglas. Navigation wird abends erklärt und tagsüber wird das Gelernte angewandt, denn Wegweiser stehen hier keine. 

Etwa 70 solcher Rastplätze gibt es an den Ufern und auf den Inseln der finnischen Seenplatte

Die Finnische Seenplatte erscheint vom Wasser aus wie ein Labyrinth aus miteinander verbundenen Seen, Inseln und Landvorsprüngen. Wir sind in der Region Saimaa unterwegs. 13.000 meist sehr kleine Inseln gehören zu diesem Teil der Seenplatte. Die Seenplatte im Südosten Finnlands, nahe der Grenze zu Russland, umfasst ein Viertel Finnlands und ist damit so groß wie Österreich.

Wildnis pur – und ein einladendes Labyrinth

Diese Weite vor uns zu haben ist viel schöner, als auf Flüssen zu paddeln. Je nachdem, woher der Wind kommt, wählen wir unseren Kurs und unsere Ziele. Wer die Natur bislang nur als Wanderer oder Fahrradfahrer erlebt hat, freut sich an der Leichtigkeit der Fortbewegung unter Segeln. Wir müssen kein Gepäck und keine Lebensmittel tragen. 

Wasser, Felsen und Wald – das ist Karelien

Das Land um uns herum besteht aus Felsen und Wald. Meist reichen die Kiefern bis an die Ufer heran. Wir legen ab und fahren hinein in die Wildnis – die uns aber freundlich aufnimmt. Denn in der finnischen Wildnis stehen viele Rastpunkte bereit, die einsam liegen, aber aus Gastfreundschaft für die Besucher der Wildnis gebaut wurden. Oftmals liegen diese Rastplätze auf unbewohnten Inseln. Diese Natur nehmen wir bewusst mit allen Sinnen wahr. Wir spüren alle Naturelemente – Wasser, Luft, Boden und Feuer und werden darin heimisch. Abends angekommen ist es schön, auf dem Waldboden und dem Granit auch mal barfuß zu gehen. Wir erleben unsere Lebendigkeit, uns als Teil der ganzen Schöpfung, uns als Mann oder Frau wieder neu. 

Frei zugängliche Übernachtungsplätze als Zeichen der Gastfreundschaft in der Wildnis

Wir erleben den Klang der Stille. Wir werden auch angeln, und wenn wir einen Barsch oder einen Zander erbeuten, bereichert das unseren Speiseplan. Gekocht wird gemeinsam über offenem Feuer. Die Flammen brennen weiter, und später am Abend am Lagerfeuer erklingt die Mundharmonika.

Tagsüber gleiten gleiten unsere Schiffchen am Wind entlang vorwärts. Nur wenn der mal nicht wehen will oder wenn wir im Windschatten einer Insel liegen, brauchen wir die Paddel. Wir freuen uns über die Kraft des Windes, die uns die Fahrt gibt. Wir spüren das Wiegen des Wassers. Wird der Wind stärker, drückt er unser Schiffchen zur Leeseite hinüber. Die Ausleger auf beiden Seiten unserer Schiffchen sorgen dafür, dass die Faltboote auch in Schräglage stabil auf dem Wasser liegen, und wir genießen die Fahrt durch den Schub des Windes. Mit Anluven – durch Druck des Ruderpedals zur Windseite, und das Faltboot dreht sich zum Wind hin – dehnt die sanfte Prise unsere Segel stärker und das Faltboot wird schneller. Durch Abfallen – wenn das Ruderblatt zur anderen Seite gedreht wird – nimmt der Winddruck im Segel ab und das Boot neigt sich weniger zur Seite. Die Schwerter auf beiden Seiten der Faltboote sorgen dafür, dass unsere Schiffchen ihre Kiellinie mit geradem Kurs durchs Wasser ziehen.

Mit Kompasspeilung, wenn nötig auch mit GPS-Navigation und digitaler Karte, erreichen wir unsere Rastpunkte. Am Übernachtungsplatz angekommen erleben wir, wie Finnland seine Gäste einlädt, in der Wildnis zu verweilen. Eine halboffene Hütte, eine Feuerstelle, Baumstämme als Bänke und etwas entfernt davon eine Komposttoilette. Waschen werden wir uns im klaren Wasser der Seen.

Mit Holz beheizte Sauna

Auf zwei Inseln gibt es auch holzbeheizte Saunen, und werden auch auf diese Weise die Besonderheiten Finnlands genießen.

Die Seen und die Wälder stehen für Weite, die Hütten für die Geborgenheit in der scheinbaren Unendlichkeit. Das Feuer, um das wir uns jeden Abend anzünden, gart unser Essen und gibt uns durch seine Wärme und sein Licht Geborgenheit in unserer Gemeinschaft. Und wir spüren, dass es um und über der sichtbaren Welt auch noch eine unsichtbare Welt gibt.

Zu weiteren Infos siehe meinen Bericht in NORDISCH INFO.